Hilft die Faszienrolle bei einer Zerrung?

Die Zerrung zählt zu den häufigsten Sportverletzungen. Sie ist häufig die Folge einer Überbelastung der Muskulatur, die sich meistens in ziehenden, krampfartigen Schmerzen äußert und viele Menschen immer wieder zur Weißglut treibt. Dabei wird seit Jahren diskutiert, wie man bei einer Zerrung am besten vorgehen sollte, um den Regenerationsprozess voranzutreiben.

Auch die Faszienrolle hat sich in den letzten Jahren ins Rampenlicht der Fitness- und Gesundheitswelt gebracht, und viele schwören auch als Wundermittel gegen Zerrungen auf sie. Doch was ist wirklich dran?

Im heutigen Artikel gehen wir dem Ganzen auf den Grund. Wir schauen uns zunächst an, wie eine Zerrung entsteht und werfen dann einen Blick auf die Wirkung der Faszienrolle und die Möglichkeit, diese im Falle einer Zerrung zu verwenden. 

Faszienrollen bieten ohne Frage eine sehr effektive Trainingsmöglichkeit. Doch kann die Faszienrolle auch bei einer Zerrung helfen?   Foto: Andrey Popov

Wie entstehen Zerrungen?

Fast jeder Sportler und Hobbyathlet kennt es: Da geht man einmal etwas übermutig und ohne großes Aufwärmen ins Training oder macht eine falsche Bewegung, und schon ist es passiert: Die Zerrung ist da… Doch wie kommt es eigentlich dazu?

Eine Zerrung ist vereinfacht gesagt das Resultat der Überdehnung eines Muskels. In den meisten Fällen entsteht eine Zerrung, wenn der Muskel ungenügend aufgewärmt ist und dann schnellen, abrupten Bewegungen ausgesetzt wird.

Zerrungen führen zwar im Gegensatz zu einem Muskelfaserriss nicht zu direkten Gewebeschäden, sind jedoch trotzdem schmerzhaft und erfordern eine Sportpause.

Normalerweise dauert die Regenerationsphase hier in etwa 5-7 Tage. Durch die richtigen Maßnahmen können wir den Körper bei der Regeneration unterstützen. Daher schauen wir uns nun einmal an, welche Rolle die Faszien bei einer Zerrung spielen und ob die Faszienrolle uns helfen kann.

Was sind Faszien?

Lange Zeit waren Faszien in etwa so bekannt, wie die Kandidaten des Dschungel-Camps. Wem diese jährlich stattfindende RTL-Serie nicht so geläufig ist, für den drücke ich es nochmal in anderen Worten aus: Den Faszien wurde in der Öffentlichkeit einfach gar keine Aufmerksamkeit geschenkt.

Seit ein paar Jahren erleben sie jedoch einen regelrechten Hype und plötzlich hat man das Gefühl, sie sind überall. Grund dafür ist, dass das nicht nur so daher gesagt ist, sondern wirklich wörtlich zu deuten ist: Die Faszien sind tatsächlich überall! Zumindest, wenn wir einen Blick in unseren Körper werfen.

Denn genau dort umgeben die Faszien, einigen vielleicht eher als Bindegewebe bekannt, jeden Muskel, jedes Gelenk, jeden Knochen und auch sonst jedes innere Organ. Sie ziehen sich wie ein Spinnennetz durch den gesamten Körper. Da fragt man sich natürlich schon, wie es sein kann, dass den Faszien erst jetzt die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Unser Körper jedenfalls weiß die Rolle der Faszien sehr zu schätzen, denn dort sind sie von elementarer Bedeutung. Ich habe Dir hier mal eine Liste mit den hauptsächlichen Aufgaben der Faszien zusammengestellt, damit Du Dir diese ein bisschen besser vorstellen kannst:

Aufgaben der Faszien 

  • Geben dem Körper Struktur und Stabilität
  • Begünstigen die Kraftübertragung der Muskeln
  • Dienen als eine Art Gleitfilm der reibungslosen Beweglichkeit
  • Stoffwechsel (Transport von frischen Nährstoffen zu den Zellen und Abbaustoffen von den Zellen weg)
  • Dienen als Puffer/Dämpfer dem Schutz der inneren Organe
  • Wichtiger Teil unseres Nervensystems (größtes Sinnesorgan des Menschen)
Faszienrolle mit Griff

Kann die Faszienrolle uns vor einer Zerrung schützen?  

Die Bedeutung der Faszien wäre damit schon mal geklärt. Jetzt bleibt nur noch die Frage, was das Ganze denn nun mit Zerrungen zu tun hat…

Um das zu verstehen, müssen wir uns einmal den Aufbau der Faszien anschauen. Bereit für eine kleine Anatomie Stunde? 😉

Die Faszien bestehen hauptsächlich aus Elastin, Kollagen und wie eigentlich alles in unserem Körper aus Wasser. Dabei liefert das Elastin, wie der Name schon andeutet, Elastizität und Beweglichkeit, während das Kollagen die Faszien mit der nötigen Stabilität ausstattet.

Die Anordnung der Kollagenfasern ist dabei von entscheidender Bedeutung. Im Normalfall haben wir hier eine sehr geordnete gitterförmige Struktur, die robust und gleichzeitig flexibel ist. Durch Inaktivität und vermehrtes Sitzen wird nun allerdings überschüssiges Kollagen produziert, welches sich zwischen den Gitterlücken ansammelt.

Aus der ursprünglichen sehr geordneten Form wird nun ein Gebilde, welches mehr an das Bild von verfilzter Wolle erinnert. Man spricht hier auch davon, dass die Faszien verkleben. Sie werden einfacher unbeweglicher, verspannter und neigen dazu, zu verhärten.

Das wiederum ist einer der Gründe, für zahlreiche Fälle von Zerrungen. Generell erhöhen verklebte Faszien das Verletzungsrisiko. Und genau hier kommt die Faszienrolle ins Spiel!

Mit der Faszienrolle können wir das Gewebe weich und beweglich halten. Das Ganze kann man sich in etwa so vorstellen, wie das Kneten eines Teigs mit einem Nudelholz.

Außerdem wirkt das langsame Rollen mit der Faszienrolle kollagenabbauend auf das Bindegewebe. Das überschüssige Kollagen wird also abgebaut, sodass aus der “verfilzten Wolle“ wieder die geordnete Gitterstruktur wird.

Die Faszienrolle sorgt also für eine größere Beweglichkeit und Geschmeidigkeit und verringert die Verklebungen und Verhärtungen des Bindegewebes, was wiederum präventiv vor vielen Sportverletzungen, wie der Zerrung, schützt.

Die Faszienrolle zum Aufwärmen nutzen

Ebenso kann man die Faszienrolle auch zum Aufwärmen nutzen. Da Zerrungen häufig die Folge von Belastungen im unaufgewärmten Zustand sind, macht das Ganze definitiv Sinn!

Wichtig ist hierbei allerdings, dass wir zum Zwecke des Auswärmens schnelle, pendelnde Bewegungen mit der Faszienrolle ausführen.

So können wir unsere Muskeln und Faszien auf Betriebstemperatur bringen und gleichzeitig die Durchblutung anregen. Die Faszienrolle eignet sich also auch sehr gut zum Aufwärmen und kann so vor Zerrungen schützen.

Vor dem Training solltest Du also schnelle Bewegungen mit der Faszienrolle ausführen, um Deinen Körper optimal auf die bevorstehende Belastung vorzubereiten, und in den Regenerationsphasen zwischen den körperlichen Belastungen solltest Du langsam rollen, um das Gewebe geschmeidig zu halten und Verklebungen aufzulösen.

Was tun, wenn die Zerrung bereits da ist?

Die Faszienrolle hilft also präventiv gegen Zerrungen, doch wie sieht es aus, wenn es bereits zu spät ist, und die Zerrung schon da ist?

Auch in diesem Fall ist es hilfreich, zur Faszienrolle zu greifen. Im Folgenden möchte ich Dir kurz erklären warum.

Wie ich im ersten Abschnitt bereits beschrieben habe, sind die Faszien auch dafür verantwortlich, Sauerstoff und Nährstoffe zu den Zellen zu transportieren. Wenn die Faszien nun allerdings verklebt sind, bedeutet das, dass genau dieser Nährstofftransport durch die verengten Wege behindert wird.

Besonders bei Verletzungen spielt der Nährstofftransport allerdings eine immens wichtige Rolle, sodass es sehr wichtig ist, den verklebten Faszien den Kampf anzusagen. Und genau das kann man mit der Faszienrolle effektiv tun! 😉

Wichtig ist allerdings, dass es sich wirklich “nur“ um eine Zerrung handelt, und kein Muskelfaserriss oder Ähnliches vorliegt. In diesem Fall ist die Faszienrolle nämlich nicht gerade empfehlenswert. Im Zweifelsfall solltest Du den Einsatz der Faszienrolle daher definitiv mit einem Arzt absprechen.

Die besten Faszienrollen Übungen gegen eine Zerrung

Welche Übungen Du nun letzten Endes mit der Faszienrolle ausüben solltest, hängt natürlich hauptsächlich von der Körperstelle ab, die von der Zerrung betroffen ist. Eine ausführliche Beschreibung aller Übungen für den ganzen Körper würde den Rahmen dieses Artikels sicherlich sprengen, aber keine Sorge! Vor kurzem habe ich dem Ganzen einen eigenen Artikel gewidmet.

In diesem findest Du alle Übungen, die Du brauchen wirst, inklusive einer einfachen Erklärung und zahlreicher Bilder. Hier geht’s zum Artikel.


Fazit: Hilft die Faszienrolle bei einer Zerrung?

Mit der Faszienrolle kannst Du Dein Gewebe geschmeidig und beweglich halten und den Nährstofftransport, sowie die Durchblutung fördern. Das wiederum bedeutet, dass die Faszienrolle sowohl präventiv vor einer Zerrung schützen kann, als auch die Regeneration bei bereits vorhandener Zerrung vorantreiben kann.

Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem Artikel weiterhelfen. Wenn Du dennoch noch weitere Fragen oder Anregungen zu diesem Thema hast, freue ich mich jederzeit über eine Mail oder einen Kommentar unter diesem Artikel.

Ansonsten wünsche ich Dir jetzt viel Spaß und Erfolg beim Bekämpfen der Zerrung mit der Faszienrolle! 😉


Autor: Bernd Lakenbrink
Seit ich denken kann, habe ich eine sehr große Leidenschaft für den Sport. Da ich zudem sehr technikaffin bin und meine Stärken immer schon im naturwissenschaftlichen Bereich lagen, habe ich beschlossen diese beiden Leidenschaften als Autor miteinander zu verbinden. Vor kurzem habe ich meinen Master in “Sports Technology“ an der Deutschen Sporthochschule in Köln abgeschlossen und bin als Autor und Youtuber tätig.  

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