Helfen Faszienrolle gegen Muskelkater ?
Der Muskelkater ist die fiese Begleiterscheinung des Fitnesstrainings, welche uns besonders am Tag nach dem Workout zu schaffen macht, aber auch mehrere Tage andauern kann. Dass Wärme und leichte Bewegung gegen den Muskelkater helfen, ist mittlerweile bekannt, doch seit kurzem hat sich auch eine weitere Möglichkeit in die Öffentlichkeit gedrängt: Die Faszienrolle!
In den letzten Jahren hat sich die Faszienrolle in der Fitness- und Gesundheitswelt vollends etabliert und viele schwören auch als Wundermittel gegen den Muskelkater auf sie. Sogar die Fußball-Weltmeister Bastian Schweinstiger und Miroslav Klose, sowie Basketball-Legende Dirk Nowitzki nutzen die Faszienrolle. Doch was ist wirklich dran an diesem Trend?
Im heutigen Artikel gehen wir dem Ganzen auf den Grund. Dabei schauen wir uns einmal genauer an, wie der Muskelkater entsteht und wie die Faszienrolle uns bei der Regeneration helfen kann. Viel Spaß! 😉

Faszienrollen gegen Muskelkater - Hier bieten Faszienrollen eine sehr effektive Trainingsmöglichkeit. Foto: Microgen
Wie entsteht Muskelkater?
Beim Fitnesstraining ist es natürlich unser Ziel, die Muskeln zu trainieren. Damit unsere Muskeln stärker werden, müssen sie einen gewissen Prozess durchlaufen, der sie zuerst schwächer werden lässt, nur um dann umso gestärkter zurückzukommen.
Das war die zugebenermaßen sehr vereinfachte Erklärung, wie der Muskelkater entsteht. Genau genommen entstehen beim Muskeltraining mikroskopisch kleine Risse in unseren Muskelfasern, die der Körper dann in den nächsten Tagen versucht zu reparieren.
Damit der Körper für das nächste Training dann besser gewappnet ist, werden die Muskelfasern verstärkt. In anderen Worten: Der Muskel wächst. Das Ganze nennt man auch Superkompensation.
Durch die mikroskopisch kleinen Risse in unseren Muskelfasern kommt dann letzten Endes der Muskelkater zustande. Wichtig ist es nun, den Muskeln Zeit zum Regenerieren zu geben. Außerdem ist es wichtig, dass die Muskelzellen die richtigen Nährstoffe bekommen, um diesen Prozess schnellstmöglich einleiten zu können.
Der Muskelkater ist per se also erstmal nichts Schlechtes, ganz und gar nicht! Es ist das Signal unseres Körpers auf eine übermäßige Belastung, auf die dieser dann mit einem Reparaturmechanismus antwortet, der den Muskel letzten Endes auf ein höheres Niveau bringt.
Dennoch ist es natürlich wünschenswert, den Körper bei der Regeneration zu unterstützen und dem Muskelkater den Kampf anzusagen! 😉 Daher schauen wir uns nun mal die Rolle der Faszien an und werden daraufhin sehen, inwiefern die Faszienrolle beim Muskelkater helfen kann.

Nicht nur die Arme können nach dem Muskeltraining schmerzen... Wie kann die Faszienrolle helfen?
Welche Rolle haben die Faszien im Körper?
Den Faszien wurde lange Zeit garkeine Aufmerksamkeit gewidmet, doch seit ein paar Jahren erleben sie einen regelrechten Hype und plötzlich redet in der Fitness- und Gesundheitswelt jeder über sie.
Man hat das Gefühl, die Faszien sind überall. Das gilt allerdings nicht nur im übertragenen Sinne, nein, auch wenn man einen Blick in das Innere unseres Körpers wirft, wird man schnell feststellen, dass Faszien wirklich überall sind.
Im Grunde genommen sind sie nichts anderes als das Bindegewebe, welches sich wie ein Spinnennetz durch unseren gesamten Körper zieht. Die Faszien umgeben jeden einzelnen Muskel, die inneren Organe, die Knochen, die Gelenke… einfach alles! Sogar jede einzelne Muskelfaser ist dabei nochmal von Faszien umgeben.
Da ist es doch erstaunlich, dass den Faszien erst seit kurzem eine angemessene Aufmerksamkeit geschenkt wird, oder?
Die Faszien spielen in unserem Körper nämlich eine extrem wichtige Rolle. Damit Du Dir das Ganze etwas besser vorstellen kannst, habe ich hier mal eine Liste mit den hauptsächlichen Aufgaben der Faszien zusammengestellt:
Aufgaben der Faszien
Wie haben die Faszien mit Muskelkater zu tun?
Beim Muskeltraining mit anschließendem Muskelkater sind auch die Faszien von zentraler Bedeutung. Denn nicht nur die Muskelfasern erleiden mikroskopisch kleine Geweberisse, sondern auch die umliegenden Faszien.
Um zu verstehen, was die Faszien mit Muskelkater zu tun haben, müssen wir uns ihre Anatomie nochmal genauer anschauen.
Die Faszien bestehen neben Wasser hauptsächlich aus Elastin und Kollagen. Während das Elastin für Beweglichkeit und Flexibilität sorgt, so hat das Kollagen die Aufgabe, Stabilität zu liefern und das ganze System zusammen zu halten.
Die Kollagenfasern unterliegen dabei im Normalfall einer sehr geordneten, gitterförmigen Struktur, die zum einen Stabilität liefert, aber dennoch sehr beweglich ist. Durch Inaktivität, falschen Bewegungen beim Muskeltraining oder Überlastungen, kann es nun dazu kommen, dass überschüssiges Kollagen produziert wird.
Dieses sammelt sich in der Gitterform an und macht aus der geordneten Struktur ein wahres Durcheinander. Die Form ähnelt nun mehr der von verfilzter Wolle, und man spricht in diesem Fall auch davon, dass die Faszien verkleben. Doch warum erzähle ich Dir das alles?
Nun ja, wenn die Faszien verkleben, werden natürlich auch die Lücken in der Gitterstruktur immer enger und enger, was bedeutet, dass es schwerer wird, Flüssigkeiten und Nährstoffe entlang der Faszien zu transportieren.
Genau diese Nährstoffe sind es allerdings, die wir beim Muskelkater so dringend brauchen. Die Muskeln brauchen genügend Sauerstoff und hochwertige Kohlenhydrate, um sich vernünftig und schnell regenerieren zu können. Wenn wir diesen Prozess nun allerdings behindern (durch verklebte Faszien), dann verzögert sich das Ganze.
Beim Muskelkater ist es also sehr wichtig, dass unsere Faszien keinen Verklebungen ausgesetzt sind und eine geordnete Gitterstruktur mit ausreichend großen Lücken für den Nährstofftransport vorliegt. Und genau hier kommt die Faszienrolle ins Spiel! 😉

Durch die verklebten Faszien kommt es punktuell zu Verklebungen, Stauungen und Verspannungen. Genau dem können wir mit der Faszienrolle entgegenwirken, indem wir eine Verschiebewelle der Zwischenzellflüssigkeit herbeiführen.
Wir pressen dabei im Prinzip die Lymphflüssigkeit durch das Fasziengewebe und sorgen dafür, dass sich dieses wieder besser verteilt. Damit lösen wir ein Stück weit die verstauten Transportwege und erlauben somit wieder einen besseren Nährstoff-Transport.
Frische Nährstoffe erhalten somit wieder besseren Zugang zu den Muskeln und die Abfallprodukte, die beim Muskeltraining entstanden sind, können besser abtransportiert werden. Auch die generelle Durchblutung wird gefördert. Das wiederum hilft dem Körper bei der Regeneration und wirkt dem Muskelkater sehr effektiv entgegen!
Außerdem haben Wissenschaftler herausgefunden, dass die Faszienrolle bei richtiger Anwendung kollagenabbauend wirken kann. Das bedeutet, dass aus der ungeordneten und verklebten Struktur nach und nach wieder eine geordnete Gitterform wird. Die Lücken werden wieder größer, sodass Flüssigkeiten und Nährstoffe einfacher durch den Körper fließen können.
Wichtig ist es dabei, mit der Faszienrolle besonders langsam vorzugehen, da nur so der kollagenabbauende Effekt eintreten kann. Studien haben hier sogar 1 cm pro Minute als optimale Geschwindigkeit ergeben. Das ist natürlich in der Praxis kaum umzusetzen, zeigt uns jedoch trotzdem die Bedeutung des langsamen Rollens.
Das schnelle, pendelnde hin und her Rollen ist hingegen eher bei zu schwachem Bindegewebe (beispielsweise als Mittel gegen Cellulite) zu empfehlen.
Die besten Übungen mit der Faszienrolle gegen Muskelkater
Die Theorie kannst Du damit schon mal abhaken. Inzwischen bist Du ein wahrer Experte, was die Themen Faszienrolle und Muskelkater betrifft. Nun ist es an der Zeit, das Gelernte in die Praxis umzusetzen.
Welche Übungen Du mit der Faszienrolle ausführen solltest, hängt natürlich auch davon ab, welches Körperteil bei Dir vom Muskelkater betroffen ist. Eine detaillierte Beschreibung von allen Übungen für sämtliche Körperstellen würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, doch glücklicherweise habe ich genau diesem Thema einen eigenen Artikel gewidmet.
In diesem Artikel findest Du die besten Faszienrollen Übungen für alle Körperregionen, inklusive anschaulicher Bilder und einer einfachen Erklärung. Auch für den Muskelkater sind diese perfekt geeignet! Hier findest Du den Artikel! 😉
Fazit: Hilft die Faszienrolle gegen Muskelkater?
Die ursprüngliche Frage, ob die Faszienrolle, übrigens auch Foam Roller genannt, gegen Muskelkater hilft, können wir definitiv mit “Ja“ beantworten. Die Faszien sind ein immer noch sehr unterschätzter Teil unseres Körpers, die vor allem für die Nährstoffversorgung eine zentrale Rolle spielen. Verklebte Faszien behindern dabei den Transport von frischen Nährstoffen zu den Muskelzellen, und auf der anderen Seite den Abtransport von Abfallstoffen.
Die Faszienrolle kann zu einer Verschiebewelle führen, die die Verspannungen der Faszien löst und den Nährstoffen wieder die Chance gibt, durch den Körper zu wandern. Genau das wiederum ist es, was die Faszienrolle beim Muskelkater so effektiv macht.
Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem Artikel weiterhelfen. Wenn Du dennoch noch weitere Fragen oder Anregungen zu diesem Thema hast, freue ich mich jederzeit über eine Mail oder einen Kommentar unter diesem Artikel!
Ansonsten wünsche ich Dir jetzt viel Spaß und Erfolg beim Bekämpfen des Muskelkaters mit der Faszienrolle! 😉

Autor: Bernd Lakenbrink
Seit ich denken kann, habe ich eine sehr große Leidenschaft für den Sport. Da ich zudem sehr technikaffin bin und meine Stärken immer schon im naturwissenschaftlichen Bereich lagen, habe ich beschlossen diese beiden Leidenschaften als Autor miteinander zu verbinden. Vor kurzem habe ich meinen Master in “Sports Technology“ an der Deutschen Sporthochschule in Köln abgeschlossen und bin als Autor und Youtuber tätig.